Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Nietzsche)

Sonntag, 21. August 2011

Kindergeburtstag

So sehr Kinderaugen bei diesen Worten anfangen zu strahlen, so umwölken sich - böses ahnend - die Augen der Mütter, die schon die ein oder andere Festivität hinter sich haben....

Eigentlich habe ich ja Glück: Die Geburtstage meiner Lieben (von meinem mal abgesehen, den ich aber sowieso tunlichst vermeide zu feiern) liegen recht nah beieinander,  von August bis Anfang November. So hat man anschließend fast ein dreiviertel Jahr Pause - und das ist auch gut so!

Aber jetzt war es wieder so weit, Kindergeburtstag 1 des Jahres stand an - unsere "Große" ist jetzt schon 8 Jahre alt. Im Rückblick kann man es kaum fassen, dass sie jetzt schon so groß ist, vom Verhalten her würde sie allerdings bereits als Teenie durchgehen....
Als berufstätige Mutter, und das in Vollzeit (pfui pfui), feiert man auf einem Samstag. Da netterweise genau für diesen Samstag auch hier im hohen Norden mal sommerliches Wetter angesagt war, paßte das natürlich gut.
Befremden rief wohl bei den Eltern der eingeladenen Kindern die Uhrzeit hervor: geladen war von 10-13:30 Uhr - nein nicht ab 15 Uhr.
So ein Wochenende ist sowieso sehr kurz und so ist der Samstag Nachmittag dann schon wieder ruhiger, wogegen ein Kindergeburtstag am Nachmittag den gesamten Samstag veranschlagt und man danach sowieso nur noch aufs Sofa kippt.
Nach einigem Nachdenken fiel dem Großteil der Eltern auch noch auf, dass diese Uhrzeit sich auch besser mit ihrer eigenen Wochenendplanung vertrug - an besagtem Samstag war hier nämlich auch Einschulung, was hier groß gefeiert wird und so waren einige der Gäste nachmittags noch woanders eingeladen und so ersparte man dem Kind die Qual der Wahl.
Ganz davon abgesehen ist ein Kindergeburtstag im Hochsommer, wenn tatsächlich hochsommerliche Temperaturen herrschen, für keine ein Vergnügen, da die Kinder auch im gesetzten Alter von 8 Jahren aufgrund der Hitze schnell quengelig werden.

Die ganze Veranstaltung war auch noch die Premiere des hauseigenen Y-Chromosomenträgers, wurden doch bisher die Kindergeburtstage meist in der Woche und am Nachmittag abgehalten, wo er arbeiten war und erst nach Hause eilte, wenn alles vorbei und wieder aufgeräumt war. Für mich hingegen, die ich bisher alle Kindergeburtstag in Eigenregie hinter mich gebracht habe, war das natürlich eine Erleichterung - Unterstützung!!!
Da Männer im allgemeinen und mein Exemplar im Besonderen grundsätzlich davon ausgehen, dass niemand eine Sache besser einschätzen kann als sie selbst (auch und schon gar nicht die eigene Frau, die das seit Jahren macht), witzelte er noch vormittags: "Wie? Nur dreieinhalb Stunden dauert da? Das ist ja gar nichts!!!" Sanft machte ich ihn darauf aufmerksam, dass sich diese Stunden ziemlich ziehen können und wir könnten da ja nachher nochmal drüber sprechen, dazu kam es allerdings nicht mehr....

Pünktlich rückten die aufgedrehten Mädels (in dem Alter sind Jungs noch doof, gemischte Geburtstagsfeiern von daher selten) an. Ganz allein unter einer Horde von weiblichen Wesen (oder einer noch größeren Horde als gewöhnlich), war die Aufgabe des einzigen Mannes im Haus klar definiert: Animation! Sprich die ganze Geburtstagsspieleaktion war seine Sache. Als routinierter Kindergeburtstagshaushalt verfügen wir über eine gute Ausstattung, was diese Dinge angeht, wie Sackhüpfsäcke, Eierlaufutensilien, etc.
Anfangs machten die Mädels auch noch gut mit, nach einer halben Stunde klagten die ersten über die immense Hitze (wir hatten immerhin schon 23 Grad) und nach 45 Minuten war immer mindestens eine am meckern, dass sie das aktuelle Spiel "sowas von hasse" - dem Vater des Kindes brach der Schweiß aus.
Auch das Geburtstagskind zeigte nicht die besten Gastgeberqualitäten und zickte mitunter, was das Zeug hält - als diplomatisch veranlagte Mama bekam man das aber alles wieder in den Griff.
Unsere Nachbarn allerdings müssen gedacht haben, bei uns steigt eine Abba-Revival-Party. Meine beiden Großen haben nämlich eine Vorliebe für Mamma Mia! und den dazu gehörigen Soundtrack entwickelt, sodass bei jedem Spiel, das Musik benötigte, lauthals Abba durch den Garten und das ganze Wohnviertel schallte.

Interessant war, dass die Mädels schier ausflippten bei Spielen, wo ich eigentlich angenommen hatte, dass sie das mittlerweile als "Babykram" empfinden würden, aber: Topfschlagen und Stopptanz gehen auch mit 8 noch hervorragend!

Im Großen und Ganzen haben wir die Feier ohne größere Verluste über die Bühne bekommen, wie immer waren die Mädels, soviel Gezicke zwischendurch war, in der letzten Stunde ein Herz und eine Seele, sodass alle traurig waren, als sie wieder abgeholt wurden.

Zehn Minuten vor diesem Zeitpunkt kam es dann allerdings noch zum  - wohl notwendigen Unfall - keine Feier ohne den statistischen Unfall. Ein - leicht übergewichtiges - Mädchen plumpste beim Versuch, sich vom Stehen zum Sitzen zu bringen, aus ca. 2 m Höhe von der Schaukel - und blieb einfach liegen...
In solchen Momenten steigt der Adrenalinspiegel in 0,01 Sekunden in ungeahnte Höhen - der Vater des Geburtstagskindes eilte in Windeseile zur Hilfe und wuchtete die Verunfallte hoch, um sie ins Wohnzimmer aufs Sofa zu bringen - und brach unterwegs auf der Terrasse fast zusammen......aber dem Kind war Gottseidank nichts passiert, sie hatte sich nur gehörig erschrocken.

Also alles in allem ein gelungener Kindergeburtstag, die Mädels fanden es gut und wir haben gelernt, dass eine Horde 8jähriger in pubertäres Kichern ausbrechen kann, sobald eine von Ihnen das Wort "Penis" in den Mund nimmt....

Und zurück zu "nur dreieinhalb Stunden": Nachdem die Geburtstagsgäste weg waren, benötigte der Hausherr dringen Schlaf und zog sich zurück, ca. 14:15 Uhr....aufgestanden ist er dann erst am folgenden Morgen wieder.....
Zu seiner Ehrenrettung sei aber gesagt, dass er in der vorherigen Nacht Support hatte und mehrmals nachts wegen irgendwelcher Probleme irgendwo auf dem Erdball aus dem Schlaf geklingelt wurde....ich zwar auch, aber wir wissen alle: "Echte Mamas brauchen keinen Schlaf"

Freitag, 19. August 2011

Die Welt wird größer und kleiner

Sooo, nachdem die Au Pair - lose Zeit angebrochen ist und die Oma netterweise noch die restliche Zeit, bis die Schulferien vorbei sind, überbrückt hat, sind wir jetzt wieder "entre nous"  - fühlt sich ein bißchen so an wie als Teenie, wenn die Eltern im Urlaub sind, auf jeden Fall ungewohnt. Man gewöhnt sich doch schnell an eine zusätzliche Person im Haus und idealerweise in der Familie - jetzt ist unsere Welt wieder ein bißchen kleiner geworden....

Dafür hat sich die Welt der jüngsten Nachwuchsblondine in den letzten Tagen eindeutig gaaaaanz arg vergrößert: seit einer Woche ist sie ein amtliches Kindergartenkind.
Der Weg dorthin war, wie könnte es wohl anders sein bei uns, alles andere als geradlinig....
Ostwestfalen hat mich hinsichtlich der Unter-3-jährigen-Betreuung (kurz U3) wohl doch sehr verwöhnt. Okay, wir wohnen in einer Kleinstadt (das taten wir aber in OWL ebenfalls...) - hier allerdings gibt es aktuell (und überhaupt erst seit 2 Jahren) genau eine Gruppe für U3-Kinder, also ca. 16 Plätze!! Für den Kernort und alle umgebenden Dörfer zusammen!!! Die Kommunalregierung sah vorher keine Notwendigkeit......denn hier hat man als Frau einfach nicht zu arbeiten, bevor das Kind ein anständiges Kindergartenalter erreicht hat (nach Meinung vieler Mitbewohner dieses idyllischen Örtchens auch danach nicht, höchstens wenn das Jüngste dann mindestens 35 und gut verheiratet ist und auch dann nur Teilzeit...).
Bereits vor einem Jahr wurde mir gesagt, dass ich vor diesem Sommer nicht damit rechnen könnte einen Krippenplatz zu bekommen (aktuell ist das fragliche Kind 2 Jahre und 10,5 Monate, also ziemlich genau 1,5 Monate davon entfernt, gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz zu haben). Aber diese 1,5 Monate sollten uns noch viel beschäftigen....denn: das Jahr, bis überhaupt was machbar war, haben wir gut und schön mit unserer Au Pair - Ära abgedeckt, aber wir fanden doch, dass auch die sozialen Kontakte dem kleinen dickköpfigen blondlockigen Mädchen gut tun würden.
Da genau dieses Mädel sowieso demnächst 3 wird, fanden wir es einfacher, wenn sie direkt in den Kindergarten, ohne Umweg über die Krippe, hätte gehen können. Dank zweier älterer Schwestern ist Madame mittlerweile eher Kind denn Kleinkind, aaaaber: diese 1,5 Monate stellten uns ein Bein, sie hat nämlich noch keinen Anspruch auf einen normalen Ganztags-Kiga-Platz, da noch nicht 3 und könnte nur einen bekommen, wenn alle 3jährigen, die einen Ganztagsplatz möchten, einen haben und dann noch einer übrig ist - tja, war nicht...
Die Krippenleiterin hingegen fand (wie wir ja eigentlich auch), dass Madame eigentlich zu alt und zu weit entwickelt für die Krippe ist und sich dort langweilt: dumm für Sie: auf einen Krippenplatz bestand aber Anspruch, da der abhängig ist von Dingen wie dem Grad der Berufstätigkeit der Eltern und ob Geschwisterkinder ebenfalls Ganztagseinrichtungen besuchen.
Also fanden wir uns damit ab, dass sie doch erstmal ein Jahr in die Krippe geht - auch die zusätzliche Fahrerei hätten wir in Kauf genommen, denn die Krippe liegt in einem Ortsteil, während Grundschule und Kindergarten mit Ganztagsplätzen (wovon es immerhin knapp 25 gibt...) nicht nur im Ortskern, sondern auch nah bei Heim und Arbeit liegen.
Kurz vor den Kiga-Sommerferien dann die Nachricht der Kiga-Leiterin: Möglicherweise würde doch noch ein Ganztagsplatz wieder frei, den würden wir bekommen - sollte das so sein, würde sie sich aber noch vor den Kiga-Ferien melden - dem war aber nicht so, also stand fest: Ab in die Krippe!
Alles Notwendige mit den Erzieherinnen besprochen, Art und Dauer der Eingewöhnung und Krippen-Beginn, alles abgesprochen: los sollte es am 11.08. gehen - hey ho!

Am 10.08. dann der Anruf vom Kiga: Caro hat einen Platz, die Krippe weiß schon Bescheid!
Okay, wir sind ja flexibel, statt in die Krippe sind Mama und Nesthaken am nächsten Tag dann probeweise für eine Stunde in den Kiga marschiert. Nachwuchsblondine war begeistert: So viele Kinder auf einem Haufen!! Sie lernt schnell dazu: Männer gibt es auch in klein!! Jungs waren ihr bisher nicht merklich aufgefallen, da es in ihrem Dunstkreis vor allem Mädels gibt - Männer gab es nur in groß: Papa, Opas, Onkel (und davon hat sie eine Menge ;-) - aber nachdem sie festgestellt hatte, dass sie harmlos sind, durften sie bleiben, sie ist ja großzügig.
Am nächsten Tag ging es dann allein in den Kindergarten: ausgesetzt in der Fremde von der eigenen Oma, musste man erstmal Protest kund tun, aber sie ist ja ein schlaues Mädchen. War die Tür hinter der Oma zugefallen, hat sie erkannt, dass sie auch prompt aufhören kann zu weinen, um die Zeit effektiver zu nutzen und die neue Welt zu erkunden. Als sie mittags wieder "erlöst" wurde, war sie schwer begeistert!

Montags durfte sie dann nochmal den Vormittag testen und Dienstag zum Mittagessen bleiben - ganz klar ein Pluspunkt! Neben Frühstück gibt es auch noch Mittagessen!! Essen ist für diese Nachwuchsblondine eigentlich IMMER ein Argument. Am Mittwoch dann der große Test: Würde sie nicht nur bis zum Feierabend der Mama dort bleiben, sondern sich mittags sogar hinlegen lassen?? Jawoll!! Das war das absolute Highlight der Kiga-Eingewöhnung für sie! Kaum war ich durch die Tür, stürmte sie mir entgegen und krähte glücklich: "Mama!!! Ich hab auf die Boden gesläft!!!"
Womit man Kinder doch glücklich machen kann: eine Matratze auf dem Boden statt eines Bettes ist ein totales Abenteuer!

Ebenfalls erwähnt sein sollte an dieser Stelle der mitleidige Blick ihres Erziehungsberechtigten, als dieser nach genau diesem Satz leise zu mir meinte: "Haben sie ihr wenigstens eine Decke gegeben??" Er hat das mit dem Fußboden wörtlich genommen....

So können wir nach gut einer Woche Kindergarten sagen: Ihre Welt hat sich vergrößert und ist reich an neuen Erfahrungen, die sie uns dann allerdings gern bis 22 Uhr abends am Stück wiederholt erzählen muss...nix mit schlafen...

Ach ja, was die Ganztagsbetreuung später angeht: Hat man einen Ganztagskindergartenplatz ergattert, geht es einem gut! Es wird eine großzügige Betreuungsspanne angeboten, Früh- und Spätdienst inklusive, 5 Tage die Woche, wunderbar. Dumm, dass die Schulpflicht auch für unser Örtchen gilt, denn kann man (falls notwendig) den Nachwuchs im Kiga bis 18 Uhr betreuen lassen, endet die Betreuung in der "Ganztags"Betreuung der Grundschule um 15:45 Uhr....freitags gibt es keine, da müssen die Kinder um 12:25 Uhr nach Hause...aber hier hat man als Frau ja eh nicht  zu arbeiten....schon gar nicht mit 3 Kindern...und überhaupt schon gar nicht Vollzeit...